Warum lieben wir Superhelden? Ganz einfach: Sie können Dinge, die wahrhaft übermenschlich wirken. Quer durch NYC schwingen, wie Spider-Man. Vom Hänfling zum Super-Soldaten werden wie Captain America. Oder dank übermenschlicher Heilungskräfte sogar noch einen Atombombenabwurf überstehen, wie es Wolverine vorlebte. Doch so genial Superhelden und ihre Fähigkeiten auch sind, sie sind nicht die einzigen, die derartig aufsehenerregende Sachen draufhaben. Außerdem gibt es kaum noch „große“ Superhelden, die noch keinen eigenen Film hatten.
Doch auch ziemlich irdische und sehr reale Charaktere taten immer wieder Dinge, die ihnen nach jeder Definition zumindest den Titel „Superheld ehrenhalber“ einbringen sollten. Für den folgenden Artikel haben wir uns mal auf Geschichtsrecherche begeben und vier Leute mitgebracht, die definitiv ihren eigenen Superheldenfilm haben sollten – auch wenn keine Mutationen, verrückten Wissenschaftler oder sonstige Superhelden-induzierende Faktoren beteiligt waren.
Gleich zu Anfang jemand, der zudem das Superhelden-Kriterium „nicht menschlich“ erfüllt. Anthropomorphe Tiere, also solche, die ziemlich menschliche Eigenschaften haben, sind ein Klassiker der Unterhaltungsszene – selbst gar-nicht-Superheld Benjamin Blümchen erfüllt dieses Klischee und natürlich Kult DC-Marvel-Crossover „Lobo the Duck“. Während es Zweiten Weltkriegs allerdings gab es einen echten tierischen Superhelden. Er hieß Wojtek, war ein syrischer Braunbär und kämpfte im Rang eines Corporal aufseiten der polnischen Armee. Wie das passierte? 1942 wurde in der Sowjetunion die „Ander’s Army“ aus nach dem deutschen Einmarsch geflüchteten Exilpolen gegründet. Diese Truppe wollte gegen die Nazis kämpfen.
Dazu wurde sie im Iran (die damals wichtigste Land-Schnittstelle zwischen Westalliierten und der Sowjetunion) unter britisches Kommando gestellt werden. Dort kauften ein paar Ander’s-Soldaten einem Dorfbuben ein Bärenjunges ab und steckten es als Maskottchen in ihre Artillerieeinheit. Sie zogen es mit Milch groß, später gab es auch Marmelade. Und dem Vernehmen nach wurde Wojtek ein großer Bierliebhaber und schaffte es sogar, die Camp-Duschen zu bedienen. Ein enormer Moral-Booster für seine Kameraden.
1944 kämpfte die Ander’s Army in Italien um das Kloster Montecassino. Da schlug Wojteks große Stunde: Intelligent wie der mittlerweile 250 Kilo schwere Bär war, begann er, menschliches Verhalten nachzuahmen – und während der fürchterlichen Schlacht, zentnerschwere Munitionskisten zu den Kanonen zu schleppen. Stundenlang und pro Gang wesentlich mehr transportierend als seine menschlichen Kameraden es konnten. Ringsherum schlugen die gegnerischen Granaten ein, doch Wojtek blieb furchtloses Glied zwischen Munitionstrucks und Kanonen.
Keine Übertreibung: Nach der Schlacht berichteten mehrere Deutsche, dass sie den Bären gesehen hatten – und dass das ihre Moral ziemlich eintrübte. Den Rest des Krieges blieb Wojtek Munitionsträger und starb erst 1963, nachdem er ein komfortables Veteranenleben im Zoo von Edinburgh genossen hatte.
Zugegeben, Teddy Roosevelt hatte in der Reihe „Nachts im Museum“ eine kleine, feine Rolle. Dennoch verdient der 26. US-Präsident langsam einen eigenen, modernen Blockbuster-Streifen. Denn lange bevor er 1901 die Geschicke der USA für zwei Amtszeiten übernahm, währenddessen und auch danach, war Teddy Roosevelt ein hartes, heldenhaftes Raubein. Am besten zeigen das vielleicht folgende Stationen seines Lebens:
Seine Aktion von 1883 mutet dagegen fast noch harmlos an: In einer Kneipe veräppelte ihn ein betrunkener Cowboy Roosevelt wegen seiner dicken Brille und drückte ihm seinen Revolver auf die Stirn. Roosevelt trat zurück, lachte den Typen herzhaft aus, stürzte sich auf ihn und bläute ihm Verstand ein – bis der Kerl KO war.
Klassische Musiker, ein schwieriges Thema. Warum? Weil denen von hochmusikalischen Kreisen meist enormer kultureller Wert attestiert wird. Daher ist man auch im filmischen Kontext immer bemüht, sowas hervorzuheben. Zumal Mozart und Co. natürlich gnadenlos gute Künstler waren, aber nicht so den Background für Heldenfilme haben. Etwas anders bei Niccolò Paganini. Der gehört auch in die Riege der Wunder-Musiker. Aber er lässt sich auch ziemlich gut mit einem bereits filmisch gewürdigten „Nachfolger im Geiste“ vergleichen: „The Man in Black“ – Johnny Cash. Ein paar Auszüge aus Paganinis Leben:
Tatsächlich war sein Ruf so berühmt-berüchtigt, dass Paganinis Sohn nach dessen Tod einen Großteil des erspielten Vermögens der Kirche spendete, um das Seelenheil seines Vaters sicherzustellen.
Was macht einen gewöhnlichen Menschen zum Helden? Vielleicht passt die Definition aus John Waynes Munde am besten:
„Mut ist, wenn man Todesangst hat, aber trotzdem in den Sattel steigt“
„Courage is being scared to death, but saddling up anyway.“
Unsere Nummer vier auf der Liste bewies derartigen Heldenmut gleich mehrfach in seinem Leben – und er ist derjenige, der zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels (März 2020) sogar noch quicklebendig ist: Charles Elwood „Chuck“ Yeager. Und bislang mit nur einer kleinen Episode in „Der Stoff, aus dem die Helden sind“ 1983 nicht ausreichend gewürdigt.
Denn was das Fliegerass Yeager zum Superhelden machte, ist seine konstante Toughness:
Noch nicht genug Helden-Status? Okay: 1997 lieh die US-Luftwaffe dem mittlerweile 74-Jährigen zum 50. Jubiläum des Schallmauer-Flugs eine F-15-Jagdmaschine mit der er sich abermals erhob und die Schallmauer als bislang ältester Pilot durchbrach.