Mit Spider-Man wurde das Studio beauftragt, etwas Neues in ein Franchise zu bringen, das bereits vor wenigen Jahren neu gestartet wurde. Es gab bereits zwei beliebte Versionen von Spider-Man – gespielt von Tobey Maguire und Andrew Garfield – und Sam Raimis Trilogie lieferte Momente, die in der Geschichte von Spider-Man zum Symbol geworden sind. Marvels Muttergesellschaft, Disney, ist derzeit dabei, die Details der Übernahme von 21st Century Fox zu klären, die alle Marvel Figuren, die derzeit bei Fox sind, wieder in die Familie zurückbringen wird – einschließlich Deadpool und das gesamte X-Men-Universum.
Wie bei Raimis Sichtweise auf Spider-Man sind viele Aspekte des X-Men-Filme endgültig geworden; es ist schwer, sich jemanden außer Patrick Stewart als die ältere Version von Professor Charles Xavier oder jemanden außer Hugh Jackman als Wolverine vorzustellen. Aber während die Idee, dass Marvel das aktuelle Franchise verwirft und im Marvel Cinematic Universe völlig neu startet, undenkbar erscheint, hat Studiochef Kevin Feige bereits bewiesen, dass er es erfolgreich durchziehen kann.
Spider-Mans erster MCU-Film „Spider-Man – Homecoming“ trug den passenden Titel. Die Filmrechte an Spider-Man befinden sich in den Händen von Sony Pictures, seit Marvel Entertainment CEO Ike Perlmutter 1998 eine Reihe von Charakterrechten verkauft hat um Marvel Studios eine dringend benötigte Geldspritze zu geben. Diese Rechte liegen immer noch bei Sony, aber die unterwältigende Performance von „The Amazing Spider-Man“ veranlasste das Studio, einen Vertrag mit Marvel abzuschließen, so dass Peter Parker ein Teil des erfolgreichen Marvel Cinematic Universe werden konnte. Es gab viele Fallstricke bei diesem Plan, aber Marvel ging eine neuen und intelligenten Weg: Zuerst übersprang man die Nacherzählung der Entstehungsgeschichte von Spider-Man, die bereits zweimal auf der Großleinwand ausführlich gezeigt worden war. Peter Parker war ebenfalls im Alter von 19 Jahren, als der damals 19-jährige Tom Holland die Rolle übernahm und Peter als High-School-Kind darstellte, mit all der Begeisterung und Unerfahrenheit, die mit dem Teenager-Superhelden einhergeht.
„Spider-Man – Homecoming“ vermied es, Schurken zu benutzen, die in früheren Filmen gesehen wurden und vielleicht am wichtigsten – nutzte Marvel die Tatsache, dass Spider-Man ein Filmuniversum mit dem Rest der Avengers teilte und den Charakter zum ersten Mal in „The First Avenger – Civil War“ zeigte und Tony Stark als Mentorfigur für den jungen Peter aufbaute.
Der Neustart der X-Men für das MCU bringt eine zusätzliche Herausforderung mit sich. Während Spider-Man nur ein Superheld war, umfassen die X-Men-Filme ein ganzes Team und zwei Charaktere, die weitgehend unabhängig sind: Wolverine und Deadpool. Letzteres wird noch komplizierter durch die Tatsache, dass Wade Wilson am Besten mit R-Rating funktioniert und Disney sein familienfreundliches Image vermutlich schützen will. Während Wolverine und Deadpool durch die letzten Filme sehr beliebt sind, hat die Haupt-X-Men-Serie einen Einbruch bei den Fans erlitten. Demnach ist hier vielleicht der perfekte Moment für einen Reboot.
Man kann davon ausgehen, dass Marvel und Disney die X-Men komplett neu umsetzen wollen, da der Versuch, das aktuelle X-Men-Universum mit dem MCU zu verschmelzen, unglaublich chaotisch wäre. Die X-Men-Filme basieren auf einem Fundament alternativer Geschichte, in dem Magneto wegen der Ermordung von John F. Kennedy ins Gefängnis ging, und Mutanten sind seit Jahrzehnten eine bekannte und gefürchtete Größe. Der Neustart der X-Men im MCU müsste jedoch nicht unbedingt gleich die großen bekannten Figuren beinhalten. Es gibt Hunderte von Mutanten auf den Seiten von Marvel Comics, darunter Hauptfiguren, die entweder noch nicht im Kino erschienen sind oder denen kaum eine Bildschirmzeit eingeräumt wurde. Marvel braucht keinen neuen Cyclops, keine neue Jean Grey oder gar einen neuen Wolverine für den Anfang.
Keiner kann derzeit wissen, wie genau das MCU die X-Men einbauen wird, aber was wir wissen, ist, dass es sowohl eine Chance als auch eine Herausforderung sein wird. Es gab viel Skepsis bezüglich des zweiten Neustarts von Spider-Man innerhalb eines Jahrzehnts, aber wenn es den Marvel Studios gelang, dies zu erreichen, sollte der Neustart der X-Men überhaupt kein Problem sein. Zudem kann der kommende „Eternals“ Film schon einen Grundstein für die X-Men aufbauen, wie wir gestern berichtet haben.